Hamburgs Kultursenator Dr. Carsten Brosda beim Jour fixe

Erstes Highlight im neuen Lionsjahr 2020/21 war der Besuch des Hamburger Kultursenators Dr. Carsten Brosda bei den Lions Hamburg-Waterkant, den Präsidentin Barbara Gitschel-Bellwinkel am 11. August 2020 beim Clubabend begrüßte. Sein Thema: „Hamburgs Kulturszene im Aufbruch – welche Konsequenzen hat Corona für die Kultur?“. 
Vorangestellt hatte Brosda einen pragmatisch-pessimistischen Satz von Johann Gottlieb Fichte, der den Umgang mit der Corona-Krise ins Mark treffe: "Nicht von der Möglichkeit wird auf die Wirklichkeit fortgeschlossen, sondern umgekehrt.“ Die Kulturszene habe das eindeutig gezeigt. Aufgrund der Schließungen der Institutionen wurde der digitale Raum zur Chance für die Präsentation künstlerischer Arbeit und die Interaktion mit dem Publikum. Aus Schließungen wurden mittlerweile Einschränkungen. Nun gehe es darum, kulturelle Angebote wieder aufzunehmen und neu zu entwickeln, auch wenn aus rein wirtschaftlicher Sicht ein Betrieb oft noch gar nicht sinnvoll ist. 
„Wir wollen den Künstlerinnen, Kreativen und Medienschaffenden weiter als verlässliche Partner zur Seite stehen. Wir wissen: Ohne freie Kunst und freie Medien ist alles nichts. Ihre Vielfalt gilt es zu schützen“, hatte Brosda auch zu Beginn seiner zweiten Amtszeit gesagt.
Hamburg wartet mit einer immensen Dichte und Höhe kultureller Angebote auf, wobei auffällig ist, dass in vielen Hamburg-Beschreibungen die Kultur nicht als prägendes Thema erwähnt wird, obwohl die Elbphilharmonie sich zu einem Vorzeigeprojekt entwickelt hat. Der typische Hamburger sei vielleicht etwas eigen oder ein stiller Genießer, der die kulturellen Trümpfe nicht nach außen trägt. Ganz anders seien übrigens die Ruhrpottler, sagt Brosda, ein geborener Gelsenkirchener. Die Selbstwahrnehmung der Stadt Hamburg würde er gern ändern und der Kultur einen noch höheren Stellenwert ermöglichen. Niemals habe er sich träumen lassen, dass er einmal seine Unterschrift unter die temporäre Schließung von Hamburger Kulturstätten setzen würde. Doch die Corona-Pandemie zwang ihn dazu. Es folgten umfangreiche Unterstützungsmaßnahmen des Landes und des Bundes, denen sich eine zweite Runde anschloss, in der wir uns bis Ende des Monats August 2020 befinden. Aus Schließungen wurden mittlerweile Einschränkungen – gespielt wird mit Pflanzen als Abstandshalter, simuliert werden Hygienekonzepte mit Lego und Duplo. Wie aber verändert die Corona-Pandemie Hamburgs Kulturszene langfristig und welche Notwendigkeiten und Möglichkeiten ergeben sich aus der aktuellen Lage für die Kulturpolitik?
Es gilt nun, neue Wege zu beschreiten, die sich schon heute beobachten lassen. Die Kulturszene hat den digitalen Raum in neuer Form für sich entdeckt und experimentiert, trotzdem braucht die Kunst den Kontakt zum Publikum. Das Spiegelbild der Gesellschaft hat sich schon immer auf kultureller Plattform entwickelt und dieses demokratische Merkmal bedarf der Förderung. Die Politik hofft, dass alle Kulturschaffenden und auch die große Branche der Medien mit ihren vielfältigen Berufszweigen die Krisenzeit übersteht und sich nun fit macht für die Zukunft. Auf die Frage nach seinem persönlichen Traum für Hamburg meinte der Kultursenator, es solle im positiven Sinne gelten, was Karl Scheffler 1910 über Berlin sagte: „immerfort zu werden und niemals zu sein“. 
Mit Dr. Carsten Brosda hat Hamburg einen besonders engagierten Kultursenator, dem sein Engagement für Kunst & Medien am Herzen liegt. Für uns Waterkantler war sein Besuch eine große Ehre. BGB 12.August 2020
Dr. Carsten Brosda mit Clubpräsidentin Barbara Gitschel-Bellwinkel